Was ist Albumin und warum ist der Wert wichtig?
Dr. med Anh-Thu Hentschel
Nephrologin
Was macht Albumin im Körper?
Albumin ist ein lebenswichtiges Bindungs- und Transportprotein im menschlichen Körper. Eine der Hauptaufgaben von Albumin ist die Aufrechterhaltung des sogenannten kolloidosmotischen Drucks. Dieser sorgt dafür, dass der Flüssigkeitsanteil sowohl innerhalb als auch außerhalb der Blutgefäße auf einem konstanten Niveau bleibt. Albumin hilft außerdem, schwerlösliche Substanzen wie Hormone und Aminosäuren im Blut zu transportieren.
Wann wird der Albuminwert gemessen?
Ärzt:innnen bestimmen den Albuminwert, um folgende Symptome bzw. einen Verdacht auf folgende Erkrankungen abzuklären:
- Nierenerkrankungen
- Lebererkrankungen
- Ödeme
- Proteinmangelernährung
- Akute und chronische Entzündungen
- Verbrennungen oder schwere Verletzungen
- Schwere Infektionen oder Sepsis
Der Albuminwert kann im Blutserum, Urin und Nervenwasser (Liquor) bestimmt werden.
Welche Albuminwerte sind normal?
Für Erwachsene gelten folgende Normwerte:
- Im Blutserum: 3,5 - 5,4 g/dl
- Im 24-Stunden-Sammelurin: unter 30 mg/d
- Im Morgenurin: unter 20 mg/l
- Im Liquor: weniger als 6,5 (Quotient Liquor / Serum (x0,001))
- Im Spontanurin: AKR <30mg/g Kreatinin
Albumin zu niedrig: Ursachen
Von einer Hypalbuminämie spricht man, wenn der Albuminspiegel im Blut zu niedrig ist. Dies kann verschiedene Ursachen haben – zum Beispiel:
- Lebererkrankungen wie Leberzirrhose, Hepatitis oder toxische Leberschäden
- Eiweißverlust über die Nieren (nephrotisches Syndrom) oder den Magen-Darm-Trakt (exsudative Enteropathie)
- Mangel- oder Unterernährung (z.B. Kwashiorkor)
- Verbrennungen oder Hauterkrankungen (z.B. Dermatitis)
- Flüssigkeitsüberschuss (z.B. durch Infusionstherapie oder Schwangerschaft)
- Fortgeschrittene Krebserkrankungen
- Erblicher Albuminmangel
Niedrige Albuminwerte im Urin oder im Liquor treten in der Regel nicht auf.
Albumin zu hoch: Ursachen
Der Albuminwert im Blut kann sich lediglich aufgrund einer Dehydration, also eines Flüssigkeitsmangels, erhöhen – zum Beispiel als Folge von häufigem Erbrechen oder Durchfall. Dabei steigt nicht das Albumin selbst an, sondern das Verhältnis von Albumin zur Flüssigkeitsmenge im Körper verändert sich, was den Wert erhöht.
Ein erhöhter Albuminwert im Liquor oder ein erhöhter Albuminquotient zwischen Liquor und Serum kann auf schwerwiegende Erkrankungen wie Hirnhautentzündung (Meningitis), das Guillain-Barré-Syndrom, einen Schlaganfall, einen Tumor im Gehirn oder Rückenmark oder ein Schädel-Hirn-Trauma hinweisen.
Erhöhte Albuminwerte im Urin sind ein Hinweis auf Schädigungen der Nieren und somit auf eine Nierenerkrankung.
Albumin im Urin: Was bedeutet Albuminurie?
Normalerweise befindet sich Albumin ausschließlich im Blut. Bei geschädigten Nieren kann Albumin jedoch in den Urin gelangen – dieser Zustand wird als Albuminurie bezeichnet. Albuminurie ist oft ein frühes Warnzeichen für Nierenschäden, insbesondere bei Bluthochdruck und Diabetes. Man unterscheidet zwischen Mikroalbuminurie (geringe Mengen an Albumin im Urin) und Makroalbuminurie (höhere Mengen), die auf schwerere Nierenschäden hinweisen können.
Albumin im Urin: Ursachen und Bedeutung
Es gibt verschiedene Ursachen für die Entstehung einer Albuminurie. Dazu zählen unter anderem:
- Diabetes mellitus: Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte schädigen die feinen Blutgefäße in den Nieren (diabetische Nephropathie), was zur Albuminurie führt.
- Nierenerkrankungen: Geschädigte Nieren können Albumin nicht mehr ausreichend zurückhalten, sodass es in den Urin gelangt.
- Bluthochdruck: Anhaltender Bluthochdruck schädigt die Nierenfilter (hypertensive Nephropathie) und führt so zu Albuminurie.
Darüber hinaus können starke körperliche Anstrengung, Harnwegsinfekte oder akute Erkrankungen mit Fieber vorübergehend eine Mikroalbuminurie verursachen. Daher sollte die Diagnose einer chronischen Mikroalbuminurie durch mindestens zwei Urinproben, die im Abstand von zwei bis vier Wochen entnommen werden, bestätigt werden.
Albumin-Kreatinin-Verhältnis bei Diabetes und Bluthochdruck
Die Albuminausscheidung im Urin hängt stark von der Urinkonzentration ab. Deshalb wird das Albumin-Kreatinin-Verhältnis (AKR) genutzt, um Verdünnungseffekte zu relativieren. Das AKR ist ein wichtiger Marker für die Nierenfunktion, insbesondere für Menschen mit Diabetes und Bluthochdruck.
Normwerte für das Albumin-Kreatinin-Verhältnis (AKR) im Urin:
Normbereich: weniger als 30 mg Albumin pro Gramm Kreatinin (mg/g)
Mikroalbuminurie: 30–300 mg/g
Makroalbuminurie: mehr als 300 mg/g
Das AKR ist oft aussagekräftiger als der absolute Albuminwert im Urin, da es die Verdünnung oder Konzentration des Urins berücksichtigt.
Mikroalbuminurie: Warnzeichen für Nierenschäden
Mikroalbuminurie ist häufig eines der ersten Anzeichen für beginnende Nierenschäden, vor allem bei Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes. In diesem Stadium der Schädigung sind die Nierenfilter bereits leicht beeinträchtigt, aber der Schaden ist oft noch reversibel. Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend, um das Fortschreiten der Nierenerkrankung zu verlangsamen oder zu verhindern. Regelmäßige Tests auf Mikroalbuminurie sind für Risikopatient:innen daher besonders wichtig.
Albumin und Diabetes
Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können die Nierenfilter schädigen, was zu einem Anstieg des Albuminspiegels im Urin führt. Für Menschen mit Diabetes hat eine Blutzuckereinstellung höchste Priorität, um Nierenschäden vorzubeugen. Zusätzlich sollten sie regelmäßig ihren Albuminwert überprüfen lassen, um frühe Anzeichen einer Nierenschädigung rechtzeitig zu erkennen und das Fortschreiten zu verlangsamen. Schon in einem frühen Stadium des Diabetes können Nierenschäden auftreten, ohne Beschwerden zu verursachen.
Albumin und Bluthochdruck
Hoher Blutdruck kann ebenfalls die Nierenfunktion beeinträchtigen, indem er die Blutgefäße in den Nieren dauerhaft belastet. Dies führt häufig dazu, dass Albumin in den Urin gelangt – ein Warnsignal für mögliche Nierenschäden. Um die Nieren zu schützen, ist bei Bluthochdruck eine regelmäßige Blutdruckkontrolle unerlässlich. Außerdem sind Maßnahmen zur Senkung des Blutdrucks notwendig – etwa eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Medikamente. Menschen mit Bluthochdruck sollten regelmäßig ihren Albuminwert im Urin prüfen lassen, da Nierenschäden oft schleichend verlaufen und erst in fortgeschrittenen Stadien Symptome zeigen.
Was tun, wenn der Albuminwert zu hoch ist?
Um die Nieren zu schützen, ist es wichtig, die Albuminausscheidung im Urin zu reduzieren. Folgende Maßnahmen können helfen:
- Blutdrucksenkung: Ein gut eingestellter Blutdruck verringert das Risiko von Nierenschäden und Albuminurie.
- Medikamente: ACE-Hemmer oder Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARBs) können den Blutdruck senken und die Nieren schützen. Ob eine medikamentöse Behandlung für Sie notwendig ist, entscheidet Ihre Ärztin oder Ihr Arzt.
- Blutzuckereinstellung: Achten Sie als Diabetiker:in darauf, Ihren Blutzucker im Zielbereich zu halten, um Ihre Nieren zu schützen.
Albumin: Zusammenfassung
Das Protein Albumin übernimmt lebenswichtige Aufgaben im Körper. Doch geraten die Albuminwerte aus dem Gleichgewicht, kann das auf Gesundheitsprobleme hinweisen. Bei Albumin im Urin spricht man von einer Albuminurie, die bei Nierenschädigungen auftritt. Menschen mit Bluthochdruck und Diabetes haben ein besonders hohes Risiko für Nierenschäden. Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle der Albuminwerte im Urin entscheidend, um frühzeitig gegenzusteuern und langfristig die Gesundheit zu schützen.
Quellen
Kuhlmann, U., Böhler, J., & Alscher, M. D. (Hrsg.). Nieren- und Hochdruckkrankheiten: Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2015.
DocCheck Flexikon. Albumin-Kreatinin-Quotient. Abgerufen am 30.09.2024, https://flexikon.doccheck.com/de/Albumin-Kreatinin-Quotient
Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs. Albumin. Abgerufen am 30.09.2024, https://www.gesundheit.gv.at/labor/laborwerte/organe-stoffwechsel/albumin.html