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Stress im Alter: Warum Entspannung gesund hält

Wie wirkt sich Stress im Alter auf Körper und Psyche aus? Erfahren Sie, warum Entspannung gerade im höheren Lebensalter so wichtig ist.
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Dr. med Anh-Thu Hentschel

Nephrologin,
Nephrologicum Lausitz

Stress kennt kein Alter. Auch wenn viele denken, dass mit dem Renteneintritt die Belastungen des Alltags automatisch nachlassen, zeigen Studien ein anderes Bild: Viele Menschen erleben gerade im höheren Alter neue Stressfaktoren. Gleichzeitig reagiert der Körper empfindlicher auf Stress als in jungen Jahren. Warum das so ist, welche Auswirkungen das hat und wie man gezielt gegensteuern kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.


Was ist Stress eigentlich?

Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf körperliche oder psychische Belastungen – sogenannte Stressoren. Dabei wird eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems ausgelöst. In der Folge schüttet der Körper vermehrt Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus.


Diese Hormone bereiten den Körper auf eine kurzfristige Leistungssteigerung vor – eine evolutionär bedingte „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion: Herzfrequenz und Atemrate steigen, der Blutdruck erhöht sich, Muskeln spannen sich an und die Verdauung wird gedrosselt. Gleichzeitig werden gespeicherte Energiereserven – etwa Zucker aus der Leber – mobilisiert.


Diese akute Stressreaktion ist kurzfristig sinnvoll und schützt in Gefahrensituationen. Problematisch wird es jedoch, wenn die Belastung anhält und der Körper dauerhaft im Alarmzustand bleibt. 


Wie wirkt sich Stress auf die Gesundheit aus?

Hält eine Stressbelastung über längere Zeit an, gerät der Körper aus dem Gleichgewicht. Das sympathische Nervensystem bleibt im Alarmzustand und die dauerhaft erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen kann vielfältige gesundheitliche Folgen haben. Chronischer Stress gilt heute als einer der zentralen Risikofaktoren für zahlreiche körperliche und psychische Erkrankungen.


  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Langfristig erhöhter Blutdruck, beschleunigter Herzschlag und Entzündungsprozesse begünstigen die Entstehung von Krankheiten wie Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall.
  • Diabetes: Cortisol fördert die Freisetzung von Glukose aus der Leber und hemmt gleichzeitig die Wirkung von Insulin. Das kann zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel führen und das Risiko für Typ-2-Diabetes steigern bzw. eine bestehende Erkrankung verschlechtern.
  • Immunsystem: Dauerstress kann die Immunabwehr schwächen. Infekte können dadurch häufiger auftreten, Entzündungsprozesse können zunehmen und auch die Heilung kann sich verlangsamen.
  • Schlaf und Erholung: Anhaltende innere Anspannung führt oft zu Ein- und Durchschlafstörungen. Dadurch kann sich der Körper nicht ausreichend regenerieren, was Erschöpfung und Konzentrationsprobleme verstärkt.
  • Psychische Gesundheit: Langanhaltender Stress kann psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen begünstigen.
  • Verdauung, Appetit und Gewicht: Durch Stress wird die Magen-Darm-Tätigkeit gehemmt, was zu Übelkeit, Völlegefühl oder Verstopfungen führen kann. Gleichzeitig fördert das Stresshormon Cortisol Heißhunger auf süße und fettige Lebensmittel und begünstigt die Einlagerung von Bauchfett. Chronischer Stress kann daher auch eine Zunahme des Körpergewichts – insbesondere im Bauchbereich – begünstigen.

Stressquellen im Alter: Was belastet?

Im höheren Lebensalter verändern sich die Auslöser für Stress. Häufige Stressfaktoren sind:


  • Krankheiten oder chronische Beschwerden
  • Pflegebedürftigkeit des Partners oder sozialer Rückzug
  • Verlust von nahestehenden Personen
  • Finanzielle Sorgen im Ruhestand
  • Einschränkungen in Mobilität und Selbstständigkeit

Auch Einsamkeit, ein unterschätzter Stressor, kann zu psychischer Belastung führen und sich auf die körperliche Gesundheit auswirken.


Stress erkennen: Warnzeichen ernst nehmen

Viele ältere Menschen unterschätzen ihre eigene Belastung, weil der Alltag nach dem Renteneintritt vermeintlich ruhiger geworden ist. Doch gerade dann kann es passieren, dass erste Warnzeichen übersehen oder als „altersbedingt“ abgetan werden. Umso wichtiger ist es, typische Anzeichen für stressbedingte Überforderung frühzeitig zu erkennen:


  • Anhaltende Müdigkeit oder Schlafprobleme
  • Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Körperliche Symptome wie Magenbeschwerden,
  • Muskelverspannungen
  • Bluthochdruck

Was hilft gegen Stress? Maßnahmen zur Entlastung

Wer sich gestresst fühlt und die Warnzeichen bei sich bemerkt, sollte Lösungen finden, um das Stresslevel zu reduzieren. Dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten: 


  • Regelmäßige Bewegung: Spaziergänge, Radfahren oder leichte Sportübungen wirken stressmindernd und stärken Herz und Kreislauf.
  • Soziale Kontakte pflegen: Gespräche mit Freund:innen oder der Austausch in Gruppen entlasten emotional.
  • Entspannungsübungen: Techniken wie progressive Muskelentspannung, Meditation oder Atemtraining können helfen, zur Ruhe zu kommen.
  • Tagesstruktur schaffen: Ein klarer Tagesrhythmus mit festen Mahlzeiten, Aktivphasen und Ruhezeiten bringt Struktur.
  • Professionelle Hilfe suchen: Gesprächstherapien können bei anhaltender Belastung sinnvoll sein.

Stress im Alter: Zusammenfassung

Stress ist keine Frage des Alters, aber im Alter oft besonders wirksam. Wer seine eigenen Stressquellen kennt und aktiv gegensteuert, kann viel für seine Lebensqualität und Gesundheit tun. Schon kleine Schritte wie mehr Bewegung, soziale Kontakte oder gezielte Entspannung können helfen, gelassener durch den Alltag zu gehen.

Quellen

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): "Stress erkennen und vermeiden." Abgerufen am 15.05.2025. https://www.infodienst.bzga.de


Deutsche Gesellschaft für Geriatrie: "Gesund altern." https://www.dggeriatrie.de


Deutsche Herzstiftung: "Stress und das Herz." https://www.herzstiftung.de


Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): "Psychische Gesundheit im Alter"

https://www.dgppn.de

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Dr. med Anh-Thu Hentschel

Nephrologin,
Nephrologicum Lausitz

Dr. Anh-Thu Hentschel ist Fachärztin im Nephrologicum Lausitz, zuvor war sie im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus tätig. Ihre Schwerpunkte sind Peritonealdialyse und Ernährung in der ambulanten Versorgung. Als medizinische Beraterin unterstützt sie Oska dabei, Menschen mit chronischen Erkrankungen individuell zu begleiten.